Präambel
Wer sind die Aussätzigen? – Eine Geschichte der Ausgrenzung
Der Begriff „Aussätzige“ stammt aus einer Zeit, in der Menschen mit Lepra sichtbar und erbarmungslos aus der Gesellschaft ausgeschlossen wurden. Sie lebten mittellos am Rand, gezeichnet von Krankheit, Angst und sozialem Tod. Wer damals an Lepra litt, war nicht nur krank – er war auch ein Symbol für das Fremde, das Gefährliche, das Auszuschließende. Der Lazarus-Orden war einer der wenigen, der sich um diese Menschen kümmerte – daher stammt bis heute das Wort „Lazarett“. Aussätzige standen zu allen Zeiten sinnbildlich für jene, die an den Rand gedrängt wurden – körperlich, sozial, seelisch.
Aussatz – damals Krankheit, heute Urteil
Aussatz war nie nur eine medizinische Diagnose – er war und ist ein gesellschaftliches Urteil. Heute wie damals wird der „Aussatz“ über Menschen verhängt, die nicht ins Bild passen: Menschen mit Behinderung, Asylsuchende, Obdachlose, Suchtkranke, Langzeitarbeitslose oder psychisch Erkrankte. Wer anders ist, wer schwach erscheint oder nicht „funktioniert“, wird leicht ausgegrenzt. Was früher als Strafe Gottes galt, heißt heute: „Selber schuld.“ Dieses Urteil macht uns blind für die Ursachen – und bequem, denn es entbindet uns von Mitverantwortung.
Unsere Verantwortung – für ein anderes Miteinander
Die Frage, wer heute als „aussätzig“ gilt, sagt oft mehr über uns als über die Betroffenen. Es ist unsere Aufgabe, nicht wegzusehen – und uns bewusst zu machen, was es für einen Menschen bedeutet, unerwünscht, ausgestoßen und stigmatisiert zu sein. Die Geschichte der Aussätzigen ist auch unsere Geschichte: Sie mahnt uns, die Menschlichkeit über das Urteil zu stellen und Ausgrenzung aktiv entgegenzutreten. Denn niemand sollte je das Gefühl haben, nicht dazuzugehören.